Als hochspezialisierter Arzt, der tagtäglich eine Vielzahl Schulter Patienten sieht, werden auch seltenere Fälle irgendwann zur Routine. Mit oft mehr als 50 Schulterpatienten täglich und mehr als 400 operativen Eingriffen jährlich, werden auch komplexe Fälle irgendwann zur Normalität.
Profitieren tut der Patient, der sicher seien kann eine Therapie auf höchstem Niveau von einem erfahrenen und routinierten Arzt zu erhalten.
Dass diese Routine, die sich durch hohe Spezialisierung ergibt, nicht die Normalität ist, vergisst man manchmal. Sie wird aber immer dann besonders deutlich, wenn Patienten sich zur zweiten Meinung vorstellen oder nach erfolglos auswärts durchgeführten Operationen.
Am letzten Freitag war wieder ein Tag, wo ich eigentlich nur den Kopf schütteln konnte. Gleich 5 Patienten kamen nach erfolglosen operativen Eingriffen an der Schulter. Zum Teil waren sie sogar schon zweimal operiert.
Weitere Gemeinsamkeit - Bei allen wurde ein sogenanntes Impingement Syndrom operiert.
Dies ist die derzeit wohl am häufigsten gestellte Diagnose an der Schulter und somit wohl auch die am häufigsten durchgeführte Operation. Ziel der Operation ist, den Schleimbeutel zu entfernen und den Knochen abzufräsen, um den Raum unter dem Schulterdach zu erweitern.
Bereits seit geraumer Zeit wird dieses Vorgehen von Schulterspezialisten sehr kontrovers diskutiert. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass diese Diagnose viel zu häufig gestellt wird und die wahre Pathologie übersehen wird.
Folge ist, dass die Operation zum Scheitern verurteilt ist.
In einer Reportage, die auf 3sat ausgestrahlt wurde, wird dieses Problem sehr schön thematisiert.
Leider war dies bei allen fünf Patienten, die ich letzten Freitag in meiner Sprechstunde gesehen habe, der Fall. Da sie auch weiterhin zum Teil sogar stärkere Schmerzen haben als vor der ersten Operation, werden sie sich wohl alle einer Revisons-Operation unterziehen müssen.