Was ist eine Schultereckgelenksarthrose?
Das Schultereckgelenk, auch Akromioklavikulargelenk oder kurz AC-Gelenk genannt ist das Gelenk zwischen Schulterdach (Akromion) und dem Schlüsselbein (Clavikula). Kommt es in diesem Gelenk zu Verschleißerscheinungen z.B. durch Sport, körperliche Arbeit oder nach Verletzungen, so spricht man von einer Schultereckgelenkarthrose oder AC-Gelenk Arthrose.
Welche Beschwerden verursacht die Schultereckgelenkarthrose?
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Lokalisierte Schmerzen über dem Schultereckgelenk: Eines der charakteristischen Symptome einer Schultereckgelenkarthrose sind Schmerzen, die direkt über dem betroffenen Gelenk spürbar sind. Diese treten häufig als druckempfindliche Schwellung auf, die auf Osteophytenbildung (Knochenneubildung) zurückzuführen ist. Die Osteophyten wachsen oft nach oben und können als fühlbare, teils schmerzhafte Knoten über dem Gelenk wahrgenommen werden. Bei Druck auf diesen Bereich kann der Patient einen stechenden Schmerz verspüren, der mitunter bei Bewegungen verstärkt wird.
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Bewegungsschmerzen und Einschränkungen: Besonders bei Überkopfbewegungen oder Hebebewegungen des Arms kann es zu deutlichen Schmerzen kommen. Typisch ist auch, dass Patienten Schmerzen bei bestimmten Drehbewegungen des Arms empfinden, wie etwa beim Greifen über den Kopf oder hinter den Rücken. Diese Schmerzen können durch nach unten wachsende Osteophyten verursacht werden, die auf die darunterliegenden Strukturen, wie die Rotatorenmanschette oder den Schleimbeutel (Bursa), drücken. Dadurch kann es zu Reizungen oder Entzündungen dieser Weichteile kommen, was die Schmerzen verstärkt.
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Ausstrahlende Schmerzen: Patienten berichten oft über ziehende Schmerzen, die vom Schultereckgelenk in andere Bereiche ausstrahlen. Diese ausstrahlenden Schmerzen können sich bis in den Nacken, den Hals oder sogar in den Oberarm hinein erstrecken. Diese Beschwerden entstehen durch die enge anatomische Verbindung des Schultereckgelenks mit umliegenden Strukturen und Nervenbahnen.
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Reizungen von Sehnen und Schleimbeuteln: Durch die nach unten wachsenden Osteophyten kommt es häufig zu einer mechanischen Reizung der umliegenden Sehnen, insbesondere der Supraspinatussehne, die unter dem Schultereckgelenk verläuft. Dies kann eine Art sekundäres Impingement-Syndrom verursachen, bei dem Sehnen und Schleimbeutel durch die verengten Räume unter dem Acromion eingeklemmt werden. Dies führt zu einer zusätzlichen Entzündung, die die Schmerzsymptomatik weiter verschärfen kann, vor allem bei Bewegungen, die den Subakromialraum einengen, wie das Anheben des Arms über die Schulterhöhe.
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Nächtliche Schmerzen: Viele Patienten mit Schultereckgelenkarthrose berichten von nächtlichen Schmerzen, die ihren Schlaf erheblich stören. Diese Schmerzen treten oft auf, wenn der betroffene Arm in einer ungünstigen Position liegt, wie etwa bei Druck auf das Schultereckgelenk oder bei einer Überdehnung durch bestimmte Schlafhaltungen. Diese nächtlichen Beschwerden können besonders belastend sein, da sie die Erholung des Patienten beeinträchtigen und zu einer dauerhaften Schlaflosigkeit führen können.
Insgesamt kann man feststellen, dass die Symptomatik oftmals von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ist, so dass der Arzt gefordert wird hier die richtige Diagnose zu stellen.
Was passiert bei einer Schultereckgelenksarthrose?
Bei einer Schultereckgelenkarthrose (AC-Gelenkarthrose) handelt es sich um eine fortschreitende Verschleißerkrankung, die das Gelenk zwischen dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterdach (Acromion) betrifft. Die beiden Knochen sind normalerweise durch einen kleinen Puffer, eine Knorpelscheibe (Diskus), getrennt, die ähnlich wie eine Bandscheibe in der Wirbelsäule als Stoßdämpfer dient. Mit zunehmendem Alter oder durch wiederholte Belastung des Gelenks kommt es jedoch zur Abnutzung dieses Diskus.
Im Verlauf der Arthrose verschleißt der Knorpel im Schultereckgelenk, was dazu führt, dass der Abstand zwischen Schlüsselbein und Schulterdach immer weiter abnimmt. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es dazu kommen, dass der Knorpel vollständig aufgebraucht ist, sodass Knochen direkt auf Knochen reibt. Dieser Zustand führt zu erheblichen Schmerzen und einer Einschränkung der Beweglichkeit, da der natürliche Puffer fehlt, der normalerweise die Belastung im Gelenk abfängt.
Durch die zunehmende Belastung der freiliegenden Knochenenden reagiert der Körper mit einem sogenannten Knochenumbauprozess. Um die Belastung zu kompensieren und die Stabilität zu erhöhen, bildet der Körper knöcherne Auswüchse, die als Osteophyten bezeichnet werden. Diese Knochenneubildungen treten oft entlang der Ränder des Gelenks auf und können sich sowohl nach oben als auch nach unten ausdehnen.
- Nach oben wachsende Osteophyten: Diese können als sichtbare oder tastbare Knoten oberhalb des Schultereckgelenks in Erscheinung treten, sind jedoch meist weniger problematisch, da sie nicht direkt auf wichtige Weichteilstrukturen drücken.
- Nach unten wachsende Osteophyten: Diese Auswüchse sind problematischer, da sie in den darunterliegenden Raum, den sogenannten Subakromialraum, hineinragen. In diesem Raum verlaufen empfindliche Strukturen wie die Sehnen der Rotatorenmanschette und der Schleimbeutel (Bursa), die für die reibungslose Bewegung der Schulter wichtig sind.
Die nach unten wachsenden Osteophyten führen zu einer mechanischen Reizung dieser empfindlichen Strukturen. Ähnlich wie ein Seil, das über eine scharfe Felskante scheuert, kommt es durch die ständige Bewegung des Arms zu einer wiederholten Reibung zwischen den knöchernen Auswüchsen und den darunterliegenden Sehnen. Dies führt zu Entzündungen der Sehnen (Tendinitis) und Schleimbeutel (Bursitis), was sich durch Schmerzen, insbesondere bei Bewegungen über Schulterhöhe oder beim Anheben des Arms, äußert.
Mit der Zeit kann die ständige Reibung dazu führen, dass die Sehnen ausfransen und ihre Struktur geschwächt wird. Bei fortgesetzter Belastung kann dies schließlich zu einem Riss der Sehnen führen. Besonders gefährdet ist hierbei die Supraspinatussehne, eine der wichtigsten Sehnen der Rotatorenmanschette, die direkt unter dem Schultereckgelenk verläuft..
Wie kommt es zu einer Schultereckgelenkarthrose?
Verschleißerscheinungen im AC-Gelenk können sind häufig Folge von Bandverletzungen (Schultereckgelenksprengung oder Tossy-Verletzung) oder anderen Verletzungen des Gelenkes. Aber auch nach Brüchen des Schlüsselbeins kommt es zu gesteigertem Verschleiß im AC-Gelenk. Neben Verletzungen kann körperliche Überlastung durch Kraftsport oder auch langjährige schwere körperliche Arbeit mit chronischen Überlastungen des Gelenkes zur Arthrose führen. Im Großteil der Fälle ist aber eine genaue Ursache des Verschleißes nicht nachzuvollziehen. Eine familiäre Häufung der Erkrankung lässt vermuten dass auch eine Vererbung dafür verantwortlich ist.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Bereits durch die Schilderung der Beschwerden und durch gezielte Fragen wird der erfahrene Arzt auf die Diagnose tippen. Aber erst eine klinische Untersuchung mit abtasten und speziellen Tests kann eine erste Diagnose erhärten. Der Arzt achtet dabei auf eine Schwellung, Druckschmerzhaftigkeit und Belastungsschmerz des Gelenkes.
Im Röntgenbild sind zeigen sich dann oftmals die typischen Veränderungen wie Verschmälerung des Gelenkspaltes und die Osteophyten die als Zacken am Gelenk erkennbar sind. In der Ultraschalluntersuchung lässt sich ebenfalls die Verschmälerung des Gelenkspaltes feststellen,, zusätzlich findet sich hier oft eine Kapselschwellung und vermehrt Flüssigkeit im Gelenk. Auch Schäden an Sehnen unter Dem Schultereckgelenk und eine Schleimbeutelentzündung lässt sich im Ultraschall beurteilen..
Die Kernspintomographie ist ideal um die Osteophyten, die in den Raum unter dem AC-Gelenk hineinreichen genau zu beurteilen. Hier lässt sich auch der Kontakt zu Sehnen und Schleimbeutel darstellen und die Gefahr, die eventuell von einem Reiben an Sehne und Schleimbeutel ausgeht. Rechts auf der Abbildung ist markiert mit dem roten Pfeil gut ein Osteophyt zu erkennen, der die darunter leigende Sehne berührt und nach unten Verdrängt. Bei jeder Bewegung scheuert die Sehne an der Kante der Knochenzacke
Rechts auf der Abbildung ist markiert mit dem roten Pfeil gut ein Osteophyt zu erkennen, der die darunter leigende Sehne berührt und nach unten Verdrängt. Bei jeder Bewegung scheuert die Sehne an der Kante der Knochenzacke. |
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Vor operativen Maßnahmen sollte immer zunächst eine konservative d.h. nicht operative Behandlung versucht werden. Dazu zählen schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, Spritzenbehandlung mit verschiedenen Medikamenten wie Kortison aber auch z.B. Orthokin oder ACP-Therapie. Mit Akupunktur kann ebenfalls versucht werden die Beschwerden zu bessern.
Kann dadurch keine oder nur unzureichende Linderung der Beschwerden erzielt werden kann über ein operatives Vorgehen nachgedacht werden. Auch extreme Veränderungen in der Kernspintomographie mit erheblichem Druck von Zacken des Schultereckgelenkes auf Sehnen kann bei Beschwerden eine Operation nötig machen. Waren früher offene Eingriffe mit Schnitt über dem Schultergelenk Standard, hat man heute dieses Vorgehen weitgehend verlassen.
Grund dafür ist, dass der Bandapparat des Gelenkes, der für die Stabilität verantwortlich ist auf dem Schultereckgelenk deutlich stärker ist als darunter. Aus diesem Grund sollte heute, auch wenn technisch anspruchsvoller, das Gelenk mit der Arthroskopie (Schlüssellochverfahren) von unten operiert werden. Bei der Operation wird der verschmälerte Gelenkspalt wieder hergestellt indem das äußerste Ende vom Schlüsselbein mit einer kleinen Fräse etwas gekürzt wird. Die Osteophyten die auf Sehne und Schleimbeutel drücken werden dabei ebenfalls abgetragen. Nach der Operation klingen die Beschwerden meist schnell ab und der Arm kann schnell wieder belastet werden. Eine Ruhigstellung des Arms in einer Schiene oder im Gips ist nicht notwendig .