Das Sternoclaviculargelenk: Anatomie und Funktion
Das Sternoclaviculargelenk (SCG oder SC-Gelenk) ist ein kleines, aber essenzielles Gelenk im menschlichen Körper. Es verbindet den Schultergürtel mit dem Rumpf und spielt eine zentrale Rolle in der Beweglichkeit und Stabilität des oberen Bewegungsapparates.
Anatomie des Sternoclaviculargelenks
Das SCG ist das einzige echte Gelenk zwischen dem Schultergürtel und dem axialen Skelett. Es handelt sich um ein Synovialgelenk, das von einer Gelenkkapsel umgeben ist und durch starke Bänder stabilisiert wird.
1. Gelenkflächen und Aufbau
Das SCG wird gebildet durch:
- Mediales Ende der Clavicula (Schlüsselbein):
- Die Gelenkfläche am medialen Ende der Clavicula ist größer als die der gegenüberliegenden Struktur. Sie hat eine sattelförmige Struktur.
- Manubrium sterni (Brustbein):
- Der obere Teil des Sternums bildet zusammen mit dem ersten Rippenknorpel die gelenkige Kontaktfläche.
- Erster Rippenknorpel:
- Die obere Fläche des ersten Rippenknorpels bildet einen Teil der Artikulation.
Die Gelenkflächen sind mit einer Schicht aus Hyalinknorpel überzogen. Der Gelenkspalt ist durch einen Discus articularis (Gelenkscheibe) geteilt, der wie ein Stoßdämpfer wirkt und die Stabilität erhöht.
2. Bänder des SCG
Die Stabilität des SCG wird durch mehrere kräftige Bänder gewährleistet:
- Anteriores und posteriores sternoclaviculares Band:
- Diese Bänder verlaufen zwischen dem medialen Ende der Clavicula und dem Sternum und stabilisieren das Gelenk in anterior-posteriorer Richtung.
- Interclaviculäres Band:
- Verbindet die medialen Enden der Claviculae über das Sternum und verhindert übermäßige Depressionen des Schultergürtels.
- Costoclaviculäres Band:
- Befestigt die Unterseite der Clavicula am ersten Rippenknorpel und ist das wichtigste stabilisierende Band.
3. Gelenkkapsel
Die Gelenkkapsel ist eine dichte, faserige Struktur, die das Gelenk vollständig umgibt. Sie ist an den Rändern der Gelenkflächen befestigt und trägt zur Stabilität bei.
4. Blut- und Nervenversorgung
- Blutversorgung:
- Die Arterien, die das SCG versorgen, stammen hauptsächlich aus der A. thoracica interna und der A. suprascapularis.
- Nervenversorgung:
- Das Gelenk wird von Ästen des N. supraclavicularis und N. subclavius innerviert.
Funktion des Sternoclaviculargelenks
Das SCG ist ein zentraler Bestandteil des Schultergürtels und ermöglicht eine reibungslose Verbindung zwischen der oberen Extremität und dem Rumpf. Es hat sowohl statische als auch dynamische Funktionen.
1. Bewegungen im SCG
Das Gelenk ermöglicht Bewegungen in drei Freiheitsgraden:
- Elevation und Depression:
- Bei der Schulterhebung (z. B. Hochziehen der Schultern) bewegt sich die Clavicula nach oben (Elevation) oder unten (Depression). Dies erfolgt im Verhältnis zum ersten Rippenknorpel.
- Protraktion und Retraktion:
- Protraktion beschreibt das Vorwärtsbewegen der Clavicula (z. B. beim Umarmen), während Retraktion eine Rückwärtsbewegung darstellt.
- Rotation:
- Während Bewegungen wie dem Heben des Arms dreht sich die Clavicula um ihre eigene Achse. Diese Rotation ist entscheidend für eine volle Beweglichkeit des Schultergürtels.
2. Stabilisierung des Schultergürtels
Das SCG ist die einzige knöcherne Verbindung zwischen Schultergürtel und Rumpf. Es trägt maßgeblich zur Stabilität des Schultergürtels bei, insbesondere bei Bewegungen, die eine Kraftübertragung vom Arm auf den Rumpf erfordern.
3. Kraftübertragung
- Das SCG überträgt Kräfte vom Arm und der Schulter auf den Brustkorb und umgekehrt. Dies ist essenziell bei Tätigkeiten wie Heben, Stoßen oder Ziehen.
4. Funktionelle Bedeutung des Discus articularis
Der Discus articularis im SCG hat mehrere wichtige Funktionen:
- Er verteilt die Last gleichmäßig auf die Gelenkflächen.
- Er verhindert eine direkte Reibung zwischen den Knochen und schützt vor Abnutzung.
- Er ermöglicht eine größere Bewegungsfreiheit und verbessert die Stabilität des Gelenks.
Klinische Relevanz
Das SCG ist zwar klein, hat aber eine große funktionelle Bedeutung. Erkrankungen oder Verletzungen des SCG können die Beweglichkeit und Stabilität des gesamten Schultergürtels beeinträchtigen. Zu den häufigsten klinischen Problemen gehören:
- Luxationen (anterior und posterior),
- Arthrose, häufig bei älteren Patienten,
- Entzündungen, z. B. bei rheumatoider Arthritis,
- Frakturen des medialen Schlüsselbeins oder des ersten Rippenknorpels.