Schulterverletzungen beim Klettersport: Ursachen, Diagnostik und Prävention
Klettern ist eine anspruchsvolle Ganzkörpersportart, bei der die Schultern eine zentrale Rolle spielen. Sie tragen die Hauptlast der Überkopfbewegungen und werden bei anspruchsvollen Zügen und hohen Belastungen stark beansprucht. Dies macht die Schulter anfällig für Verletzungen, die oft durch wiederholte Belastung, fehlerhafte Technik oder unzureichendes Training begünstigt werden. Nach Fingerverletzungen sind Schulterverletzungen die zweithäufigste Problematik im Klettersport.
Häufige Schulterverletzungen bei Kletterern
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SLAP-Läsionen (Superior Labrum Anterior to Posterior)
SLAP-Läsionen sind Verletzungen der oberen Gelenklippe (Labrum), die das Schultergelenk stabilisiert. Sie entstehen durch wiederholte Überkopfbewegungen oder plötzliche, abrupte Belastungen, wie sie beim dynamischen Klettern häufig auftreten.- Symptome: Schmerzen im vorderen Schulterbereich, insbesondere bei Überkopfbewegungen oder Rotationen. Viele Betroffene berichten auch über ein Klick- oder Blockiergefühl.
- Risikofaktoren: Intensive Trainingsbelastung, schwache Rotatorenmanschettenmuskulatur und unzureichende Rumpfstabilität.
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Rotatorenmanschettenverletzungen
Die Rotatorenmanschette ist ein Zusammenspiel aus vier Muskeln und deren Sehnen, die den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne stabilisieren. Überbelastungen, falsche Technik oder Stürze können zu Teilrissen oder kompletten Rupturen führen.- Symptome: Schmerzen bei Bewegungen, Schwäche oder eingeschränkte Funktion der Schulter.
- Besonders gefährdet: Ältere Kletterer und solche mit bestehender Instabilität im Schultergelenk.
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Impingement-Syndrom
Beim Impingement-Syndrom kommt es zu einer schmerzhaften Einklemmung von Sehnen oder Schleimbeuteln unter dem Schulterdach. Dies ist eine häufige Folge von muskulären Dysbalancen, Haltungsschäden wie dem „Kletterrundrücken“ oder von wiederholten Bewegungen mit hoher Intensität.- Symptome: Schmerzen bei Abduktion oder Überkopfbewegungen sowie Nachtschmerzen.
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Schulterinstabilität und Luxationen
Wiederholte Belastungen können zu einer Schwächung der Schulterkapsel und der stabilisierenden Bänder führen, was die Schulter anfällig für Instabilitäten macht. In schweren Fällen kann es zu einer Luxation (Ausrenkung) des Gelenks kommen.
Diagnostik von Schulterverletzungen
Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend, um das genaue Verletzungsmuster zu identifizieren und die optimale Behandlung einzuleiten. Zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden gehören:
- Klinische Tests: Apprehension-Test, Relocation-Test und der Jerk-Test zur Überprüfung von Instabilität und Funktionsstörungen.
- Bildgebende Verfahren:
- MRT: Zur genauen Darstellung von Labrum- und Sehnenverletzungen.
- Ultraschall: Für dynamische Untersuchungen der Weichteile.
- Röntgen: Zum Ausschluss von Frakturen oder knöchernen Veränderungen.
Prävention von Schulterverletzungen
- Richtiges Aufwärmen: Dynamische Übungen vor dem Klettern bereiten die Schultermuskulatur auf Belastungen vor.
- Techniktraining: Eine saubere Technik reduziert Fehlbelastungen. Insbesondere der bewusste Einsatz der Beine entlastet die Arme und Schultern.
- Krafttraining:
- Übungen zur Stärkung der Rotatorenmanschette und der stabilisierenden Muskulatur.
- Training des Rumpfs für eine stabile Basis und weniger Belastung auf die Schultern.
- Dehnung und Mobilität: Regelmäßige Stretching-Routinen fördern die Beweglichkeit und verhindern muskuläre Verkürzungen.
- Regeneration: Ausreichende Pausen und Erholung sind essenziell, um Überlastungen vorzubeugen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Verletzung:
- Konservative Therapie:
- Physiotherapie zur Verbesserung von Kraft und Stabilität.
- Entzündungshemmende Maßnahmen wie Kühlung und medikamentöse Therapien.
- Stoßwellentherapie bei chronischen Beschwerden.
- Operative Therapie:
- Arthroskopische Rekonstruktionen bei Labrum- oder Sehnenrissen.
- Stabilisierungseingriffe bei chronischer Instabilität oder Luxationen.
Fazit
Schulterverletzungen sind im Klettersport keine Seltenheit, können aber durch gezielte Prävention und ein angepasstes Training häufig vermieden werden. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine frühzeitige Diagnostik entscheidend, um langwierige Einschränkungen zu vermeiden. Unsere Praxis bietet umfassende Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten, um Sie schnellstmöglich zurück an die Wand zu bringen – gesund und leistungsfähig