Schultereckgelenk (AC-Gelenk)

Das Schultereckgelenk, in der Fachsprache als Akromioklavikulargelenk (kurz AC-Gelenk) bezeichnet, ist eine der wichtigsten Verbindungsstellen in Ihrem Schultergürtel. Wenn Sie mit der Hand über Ihr Schlüsselbein nach außen tasten, spüren Sie am Ende, direkt auf der Schulterhöhe, einen kleinen knöchernen Höcker. Genau hier liegt dieses Gelenk. Es bildet die Brücke zwischen dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterdach (Akromion), welches ein Ausläufer des Schulterblattes ist. Anatomisch betrachtet ist das AC-Gelenk die einzige knöcherne Verbindung, die Ihren Arm und das Schulterblatt am Rumpf verankert.

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Eine anatomische Besonderheit Wenn wir uns den Bauplan dieses Gelenkes genauer ansehen, fällt auf, dass es sich deutlich von den großen, bekannten Gelenken wie der Hüfte oder dem Hauptschultergelenk unterscheidet. Während dort oft ein runder Gelenkkopf in einer passenden Pfanne liegt (Kugelgelenk), stehen sich im AC-Gelenk zwei eher flache Gelenkflächen gegenüber. Man spricht hier von einem planes Gelenk oder Wackelgelenk.

Da diese beiden knöchernen Enden nicht wie Puzzleteile perfekt ineinandergreifen, hat die Natur einen cleveren Puffer eingebaut: den Diskus articularis. Dieser Diskus ist eine kleine Scheibe aus Faserknorpel, die zwischen den Gelenkflächen liegt. Sie können sich diesen Diskus ähnlich vorstellen wie einen Meniskus im Knie oder eine kleine Bandscheibe an der Wirbelsäule. Seine Aufgabe ist es, Druck abzufedern, Unebenheiten zwischen den Knochen auszugleichen und die Kräfte, die beim Tragen oder Stützen auf die Schulter wirken, gleichmäßig zu verteilen.

Da die knöcherne Führung fehlt, ist das Gelenk extrem stark auf "Sicherheitsgurte" angewiesen. Ein komplexes System aus einer festen Gelenkkapsel und sehr kräftigen Bändern (Ligamente) hält das Schlüsselbein und das Schulterblatt zusammen und sorgt für die nötige Stabilität.

Die Funktion: Der Schlüssel zur Überkopfbewegung Trotz seiner kleinen Größe spielt das Schultereckgelenk eine zentrale Rolle für Ihre Beweglichkeit. Es funktioniert nicht wie ein Scharnier, sondern erlaubt gleitende Dreh- und Kippbewegungen. Diese Flexibilität ist entscheidend, wann immer Sie Ihren Arm über 90 Grad anheben. Ob Sie ins oberste Regal greifen, sich die Haare kämmen oder einen Ball werfen: Das AC-Gelenk sorgt dafür, dass sich das Schulterblatt harmonisch mit dem Arm mitbewegen kann. Ohne dieses kleine Gelenk wäre das Heben des Armes über die Horizontale kaum möglich.

Typische Erkrankungen und Verletzungen Aufgrund seiner exponierten Lage und der hohen Belastung ist das AC-Gelenk anfällig für spezifische Probleme:

  1. Die Schultereckgelenksprengung (Tossy- oder Rockwood-Verletzung): Dies ist die klassische Verletzung bei Sportlern (z.B. Fußballer, Judoka) oder Radfahrern. Sie passiert meist durch einen Sturz direkt auf die Schulter bei angelegtem Arm. Durch die Wucht des Aufpralls reißen die stabilisierenden Bänder. Das Schlüsselbein wird nicht mehr in Position gehalten und tritt durch den Zug der Halsmuskulatur nach oben. Dies führt oft zu einer sichtbaren Stufenbildung auf der Schulter, dem sogenannten "Klaviertastenphänomen" (das hochstehende Schlüsselbein lässt sich wie eine Taste herunterdrücken).
  2. Die AC-Gelenksarthrose (Verschleiß): Das AC-Gelenk hat eine sehr kleine Oberfläche, muss aber oft große Lasten tragen. Das macht es anfällig für vorzeitigen Verschleiß. Bei der Arthrose nutzt sich der Knorpel und der Diskus zwischen den Knochen ab.

    Die Knochen reiben schmerzhaft aneinander. Typisch für diese Erkrankung sind Schmerzen, wenn Sie nachts auf der betroffenen Seite liegen, oder wenn Sie den Arm vor dem Körper zur Gegenseite führen (z.B. beim Griff zum Sicherheitsgurt im Auto).

Zusammenfassend ist das Schultereckgelenk zwar klein und unscheinbar, aber ein unverzichtbares Rädchen im komplexen Uhrwerk unserer Schultermechanik. Probleme hier können die Alltagsfunktion des gesamten Armes erheblich einschränken, lassen sich heute jedoch durch moderne Therapiekonzepte gut behandeln.