Sehnenrisse an der Schulter sind häufig. Leider heilt die Sehne nicht von selbst. Nur eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine optimale Therapie
Sehnenrisse an der Schulter sind häufig. Leider heilt die Sehne nicht von selbst. Nur eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine optimale Therapie. Für die Risse an den Schultersehnen gibt es in der Medizin eine Vielzahl verschiedener Begriffe: Supraspinatussehnenriss, Infraspinatussehnenriss, Rotatorenmanschettenriss, ROM-Ruptur oder Rotatorenmaschettenruptur sind nur einige der gebräulichen Begriffe.
Die Sehnen der Rotatorenmanschette an der Schulter können durch einen Unfall beispielsweise einen Sturz auf den Arm reißen. Häufiger als diese traumatische Ursache ist jedoch ein chronischer Sehnenverschleiß ursächlich für den Sehnenriss verantwortlich. Durch die räumliche Nähe der Sehnen zu verschiedenen Knochen (siehe hier auch „Die Rotatorenmanschette“) kommt es im Laufe des Lebens oft zu einer Zermürbung der Sehnen. Bei einer vorgeschädigten, verschlissenen Sehne reicht manchmal eine einfache Alltagsbelastung aus, um sie reißen zulassen.
Welche Schmerzen verursacht ein Riss der Rotatorenmanschette?
Bei einem Schaden der Rotatorenmanschette klagen die Betroffenen oft über stechende Schmerzen, vor allem bei allen Bewegungen des Armes nach oben. Die Kraft des Armes beim Heben ist häufig reduziert.Durch die sich meist ausbildenden Entzündung des Schleimbeutels kommt es häufig auch zu nächtlichen Schulterschmerzen, die regelmäßig in den Oberarm ausstrahlen. Einige Patienten schildern sogar ausstrahlende Schmerzen bis in die Hand.
Wie können wir einen Sehnenriss diagnostizieren?
Bereits bei der Beschreibung eines Unfallhergangs oder aber der genauen Symptome, wird der Fachmann den Verdacht auf einen Rotatorenmanschetten-Riss äußern. Spezielle Tests bei der Untersuchung, die gezielt die einzelnen Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette beanspruchen, geben Aufschluss über Funktionseinschränkungen bzw. Funktionsverlust und Schmerzpunkte.
Durch den Einsatz moderner Ultraschalltechnik können dann die Sehnen im Bild dargestellt werden. Ein Vorteil gegenüber der Kernspintomographie besteht in der Möglichkeit der dynamischen Untersuchung, d.h. die Schulter kann während der Untersuchung bewegt werden. So kann die Sehne auch bei Belastung geprüft werden. Die Kernspintomographie ist in der Lage Sehnenrisse und vor allem die Größe des Defektes darzustellen. Gleichzeitig kann ein Rückschluss auf eine Degeneration des dazugehörigen Muskels gezogen werden. Dies ist wichtig bei der Frage ob ein verschleißbedingter Sehnenriss noch reparabel ist.
Wie wird ein Riss der Rotatorenmanschette behandelt?
Eine gerissene Sehne heilt nicht von selbst zusammen. Aber nicht jeder Sehnenriss muss oder kann operativ verschlossen werden. Der Fachmann muss entscheiden, ob der Patient mit einer gerissenen Sehne leben kann und langfristig beschwerdefrei sein wird, oder ob der Schaden am Schultergelenk repariert werden muss. Sämtliche Behandlungsstrategien orientieren sich grundsätzlich an der individuellen Beschwerdesymptomatik, am Anspruch des Patienten und an seinen speziellen Lebensbedingungen.
Haben wir bis Anfang 2010 noch folgende Empfehlung ausgesprochen:
Bei jungen Patienten, mit hohem Funktionsanspruch an die Schulter, sollte großzügig auch bei einem kleineren Riss der Rotatorenmanschette eine Rekonstruktion, d.h. die Naht der Sehne erfolgen. Je geringer der Bewegungs- und Belastungsanspruch ist, desto zurückhaltender kann man beim älteren Menschen mit der Rekonstruktion einer gerissenen Sehne sein. Auch Patienten mit einer gerissenen Sehne können durch ein gezieltes Training und Übungsprogramm für die Schulter schmerzfrei werden und eine gute Schulterfunktion erhalten.
empfehlen wir seit Mai 2010:
Neueste Ergebnisse zeigen, dass kleine Sehnenrisse, insbesondere mit Beteiligung von 1 Sehne (meist Supraspinatussehne), möglichst frühzeitig und auch bei älteren Patienten operativ repariert werden sollten.Eine konservative Behandlung z.B. nur durch Krankengymnastik und/oder Spritzen führt nicht zur Heilung des Sehnenrisses und führt nicht selten zu einem weiteren Einreissen der Sehnen, mit der Folge einer schwer therapierbaren Defektvergrößerung.
Größere Risse mit Beteiligung mehrer Sehnen erfordern ein differenzierteres Vorgehen:
Bei jungen Patienten, mit hohem Funktionsanspruch an die Schulter, sollte großzügig die Indikation zu einer Rekonstruktion der Rotatorenmaschette erfolgen, d.h. die Naht der Sehne erfolgen. Bei älteren Patienten mit großen Defekten (mehrere Sehnen betroffen und bereits deutliche Verkümmerung der Sehnen und Muskeln) sollte durch ein gezieltes Training und Übungsprogramm für die Schulter versucht werden eine Schmerzfrteiheit zu erlangen und eine gute Schulterfunktion zu erhalten.
Wie sieht die Behandlung eines Risses der Rotatorenmanschette aus?
Risse bis zu einer bestimmten Größe lassen sich durch eine arthroskopische Operation beheben. War dies vor Jahren, wenn überhaupt, nur bei sehr kleinen Rissen möglich, erlauben neue Instrumente auch die Naht größerer Risse minimalinvasiv.
Zur Rekonstruktion werden die abgerissenen Sehnenenden mit Hilfe winziger Implantate, aus Titan oder bioresorbierbaren Materialien, am Knochen festgenäht. Um ein Anwachsen der Sehne zu ermöglichen wird vorher Sehne und Knochen in dem Bereich wo Sie zusammentreffen angefrischt. Um die Sehnennaht zu Schützen wird meist der Raum unter dem Schulterdach bei der gleichen Operation erweitert. Dies verhindert unnötige Druckbelastung oder ein Abscheren der Sehne.
Aber nicht jeder Sehnenriss muss durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Bei einem sehr großen Riss, der vielleicht auch schon seit mehreren Jahren besteht, kann der Versuch einer operativen Rekonstruktion sogar ein schlechteres Ergeniss bringen als ohne OP. Hier ist der Arzt gefordert für jeden Patienten individuell zu entscheiden ob eine Operation notwendig ist oder ob eine konservative Therapie vielleicht die bessere Lösung darstellt.
Auch der konservative Weg d.h. eine Behandlung ohne Operation führt bei viele Patienten zur Beschwerdefreiheit und guten Kraft- und Bewegungssituation der Schulter. Hauptsäule der konservativen Therapie sing gezielte Übungen und ein Training um die Funktion der Schulter wieder herzustellen. Wichtig ist es dabei die Muskeln aufzubauen, die den Verlust der gerissenen Sehne ausgleichen. Gleichzeitig muss versucht werden den Oberarmkopf optimal in seiner Pfanne zu stabilisieren. Unser Schulterratgeber enthält eine Sammlung an verschiedenen Übungen die zu diesem Zweck eingesetzt werden können.
Führt diese konservative Therapie nicht zum gewünschten Erfolg können mit einer kleinen arthroskopischen Operation die abgerissenen Sehnenstümpfe geglättet und entzündetes Gewebe, wie ein chronisch entzündeter Schleimbeutel, entfernt werden.