Herr Dr.med. Holger Groß Facharzt fur Orthopädie und Sportmedizin, Schulter- und Kniechirurgie, Ambulante Operationen
Allg. Sprechstunde: +49.6831.3100 +49.6831.5031792 info@dr-gross.deschulterzentrum saar
schulterzentrum saar
In Deutschland leiden etwa 12% aller Menschen gelegentlich oder dauernd an Schulterschmerzen. Wie einschränkend solche Beschwerden sind, kann meist nur der richtig einschätzen, der selbst davon betroffen ist. Diagnosen wie Kalkschulter oder Impingement sind Volkskrankheiten.
Die große Bewegungsfreiheit der Hand, die wir zum „Begreifen“ unserer Umwelt einsetzen können, beruht auf einem komplexen Aufbau des Schultergelenkes. Nur wenn das Schultergelenk gut funktioniert, können wir mühelos an Gegenstände gelangen, die sich vor, neben, hinter, unter oder über uns befinden.
Der komplexe Aufbau der Schulter und die sich schnell verändernde Erkenntnisse zu Erkrankungen und Therapie sind eine Herausforderung für jeden Arzt. Bei keinem anderen Gelenk haben sich in den letzten Jahren die Erkenntnisse über anatomische und funktionelle Zusammenhänge so sehr gewandelt wie an der Schulter. Viele Erkrankungen an der Schulter werden heutzutage vollständig anders gesehen als noch vor wenigen Jahren.
Diese neuen Erkenntnisse sind es auch, die uns zeigen, dass eine frühzeitige Diagnosestellung mit entsprechender Therapie unumgänglich ist, um Verschlechterungen oder schwere Folgeerkrankungen wie Sehnenrisse zu verhindern.
Gerade die frühzeitige Diagnosestellung durch den Fachmann ermöglicht oftmals noch eine Therapie ohne die Notwendigkeit aufwendiger operativer Eingriffe.
Das Schulterzentrum Saar, das von unserer Praxis aufgebaut wurde, hat das Ziel durch Kooperation von Ärzten verschiedener Fachrichtungen wie z.B. Orthopäden, Radiologen und Neurologen sowie Physiotherapeuten eine schnellere Diagnostik und Therapie von Schultererkrankungen zu ermöglichen. Gleichzeitig soll die Kommunikation zwichen den einzelnen Diagnostik- und Therapiepartnern zum Wohle des Patienten verbessert werden.
Durch die Kooperation mit anderen namenhaften Spezialisten auf dem Gebiet der Schulterchirurgie, koordiniert das Schulterzentrum Saar die Mit- und Weiterbehandlung unserer Patienten.
Unsere Praxis hat sich bereits seit mehreren Jahren auf die Diagnostik und Behandlung von Schultererkrankungen spezialisiert. Ein enger Kontakt zu den Entwicklern medizinischer Systeme und ein intensiver Austausch mit anderen spezialisierten Kollegen ist notwendig, um jederzeit die neusten Erkenntnisse in die Diagnostik und Behandlung einfließen zu lassen.
Zur speziellen Diagnostik verfügen wir über ein hochauflösendes 14 MHz 3-D Ultraschallgerät und ein Oberflächen EMG. Mit dieser nur in wenigen Zentren verfügbaren Technik können auch komplexe Probleme diagnostiziert werden.
Sollte eine Operation unumgänglich sein, können Sie sich auf unsere grosse Fachkompetenz und operative Erfahrung verlassen. Jährlich werden von uns mehr als 400 operative Eingriffe am Schultergelenk durchgeführt. Um auch komplexe Eingriffe minimalsinvasiv durchzuführen, verfügen wir über eigenes modernes Operationsinstrumentarium für die Schulterchirurgie.
Unseren Patienten bieten wir somit eine spezialisierte Diagnostik und Therapie aus einer Hand.
Untersuchungstechniken zur Diagnostik von Schulterinstabilitäten
In unserer Praxis bieten wir eine Vielzahl spezialisierter klinischer Tests und modernster diagnostischer Verfahren an, um die Ursachen von Schulterinstabilitäten präzise zu erkennen. Diese Untersuchungstechniken sind darauf ausgelegt, sowohl die Stabilität des Schultergelenks zu beurteilen als auch spezifische Verletzungen oder Instabilitätsmechanismen zu identifizieren.
Klinische Untersuchungstechniken
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Apprehension-Test:
- Ziel: Erkennung einer vorderen (anterioren) Instabilität.
- Durchführung: Der Arm wird abduziert und extern rotiert, um ein Gefühl der Unsicherheit oder Angst vor einer Luxation zu provozieren.
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Relocation-Test:
- Ziel: Bestätigung einer anterioren Instabilität.
- Durchführung: In der Apprehension-Position wird durch leichten Druck auf den Oberarmkopf getestet, ob das Unsicherheitsgefühl abnimmt.
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Sulcus-Zeichen:
- Ziel: Nachweis einer multidirektionalen Instabilität.
- Durchführung: Der Arm wird nach unten gezogen, und eine sichtbare Vertiefung (Sulcus) am Gelenk zeigt eine Instabilität an.
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Load-and-Shift-Test:
- Ziel: Bewertung der Stabilität nach vorne (anterior) und hinten (posterior).
- Durchführung: Der Oberarmkopf wird in neutraler Position sanft nach vorne und hinten verschoben.
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Jerk-Test:
- Ziel: Erkennung einer posterioren Instabilität.
- Durchführung: Der Arm wird in Adduktion und Innenrotation nach hinten gedrückt, um Subluxation oder Repositionen des Gelenks zu provozieren.
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Anterior-Release-Test (Surprise-Test):
- Ziel: Diagnostik einer anterioren Instabilität.
- Durchführung: Nach Stabilisierung des Oberarmkopfes in der Apprehension-Position wird der Druck plötzlich gelöst, um Symptome einer Instabilität auszulösen.
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Die klinischen Untersuchungstests spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Schulterinstabilitäten, da sie wertvolle Hinweise auf die Art und Ausprägung der Instabilität liefern. Dennoch reichen diese Tests allein oft nicht aus, um ein vollständiges Bild der Situation zu erhalten. Eine genaue Diagnose und die optimale Behandlungsplanung setzen zusätzlich den Einsatz moderner bildgebender Verfahren voraus.
Warum ist die bildgebende Diagnostik unverzichtbar?
Die Schulter ist ein komplexes Gelenk, das sowohl von knöchernen als auch von Weichteilstrukturen stabilisiert wird. Während klinische Tests vor allem funktionelle Auffälligkeiten und Instabilitäten erkennen, bleibt die genaue Analyse struktureller Schäden oft verborgen. Hier kommt die bildgebende Diagnostik ins Spiel:
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Erkennung von knöchernen Defekten:
- Hill-Sachs-Läsionen (Einbrüche im Oberarmkopf) oder Glenoiddefekte (Verlust von Gelenkpfannenanteilen) sind häufige Folgen von Schulterinstabilitäten. Diese Defekte können mit Röntgen oder CT präzise beurteilt werden und sind entscheidend für die Wahl der richtigen Therapie.
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Beurteilung von Weichteilschäden:
- Verletzungen wie Labrumrisse (z. B. Bankart- oder SLAP-Läsionen) oder Kapselverletzungen bleiben in der klinischen Untersuchung oft unentdeckt. Ein MRT liefert hier detaillierte Bilder und zeigt auch Entzündungen oder Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk.
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Planung operativer Eingriffe:
- Bei komplexen Instabilitäten, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, sind 3D-Rekonstruktionen durch CT oder MRT unverzichtbar. Sie ermöglichen eine präzise Planung und erhöhen die Erfolgswahrscheinlichkeit des Eingriffs.
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Dynamische Echtzeit-Untersuchung:
- Mit dem Ultraschall können dynamische Prozesse wie die Bewegung von Sehnen oder die Stabilität der Gelenkkapsel in Echtzeit beurteilt werden.
Die Kombination macht den Unterschied
Während die klinischen Tests grundlegende Hinweise auf die Art der Instabilität geben, liefert die bildgebende Diagnostik die entscheidenden Informationen über das Ausmaß und die genaue Ursache. Nur die Kombination aus beiden Ansätzen ermöglicht eine ganzheitliche Beurteilung und eine individuell abgestimmte Therapieplanung.
In unserer Praxis legen wir großen Wert darauf, beide Elemente miteinander zu verknüpfen, um die bestmögliche Versorgung unserer Patienten sicherzustellen. Vertrauen Sie auf unsere Expertise – für eine präzise Diagnostik und erfolgreiche Behandlung Ihrer Schulterbeschwerden.
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Konservative Therapie der Schulterinstabilität: Möglichkeiten, Grenzen und das Risiko der Reluxation
Konservative Therapie der Schulterinstabilität: Möglichkeiten, Grenzen und das Risiko der Reluxation
Die Schulter ist eines der beweglichsten, aber auch instabilsten Gelenke des menschlichen Körpers. Ihre Stabilität hängt von einem komplexen Zusammenspiel von knöchernen, ligamentären und muskulären Strukturen ab. Schulterinstabilität tritt häufig nach einem Trauma auf, bei dem die Schulter aus dem Gelenk springt (Luxation). Besonders bei jungen und aktiven Patienten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Instabilität erneut auftritt. Während die operative Behandlung oft als goldener Standard für die langfristige Stabilisierung gilt, wird zunächst häufig eine konservative Therapie eingeleitet. Dieser Artikel beleuchtet die konservativen Behandlungsmöglichkeiten, deren Grenzen und erklärt, warum das Risiko einer erneuten Luxation bei dieser Herangehensweise so hoch ist.
Möglichkeiten der konservativen Therapie
Die konservative Therapie setzt auf nicht-invasive Methoden, die darauf abzielen, die Stabilität der Schulter wiederherzustellen und Rezidive zu verhindern. Sie umfasst mehrere Bausteine:
1. Immobilisation nach der Erstluxation
Nach einer ersten Schulterluxation wird die Schulter in der Regel für einige Wochen immobilisiert, um den verletzten Weichteilen Zeit zur Heilung zu geben. Studien haben gezeigt, dass eine Immobilisation in Außenrotation möglicherweise vorteilhafter ist als in Innenrotation, da so die Heilung des Labrum-Band-Komplexes unterstützt wird. Dennoch bleibt die Rezidivrate auch nach Immobilisation hoch, insbesondere bei jungen, aktiven Patienten.
2. Physiotherapie
Nach der Immobilisationsphase beginnt die physiotherapeutische Behandlung. Die Therapie konzentriert sich auf den gezielten Aufbau der Muskulatur, die für die Stabilisierung der Schulter verantwortlich ist. Dazu gehören:
- Rotatorenmanschette: Diese Muskelgruppe stabilisiert den Humeruskopf in der Gelenkpfanne.
- Periskapuläre Muskulatur: Eine stabile Position des Schulterblatts verbessert die Gesamtkontrolle der Schulter.
- Propriozeptionstraining: Übungen zur Verbesserung der Gelenkwahrnehmung helfen, unbewusste Bewegungen besser zu kontrollieren und Instabilitäten zu vermeiden.
3. Anpassung der Aktivität
Patienten wird oft geraten, belastende Aktivitäten zu vermeiden, insbesondere Kontaktsportarten oder Bewegungen mit hohem Risiko für erneute Luxationen. Dieser Ansatz erfordert jedoch erhebliche Einschränkungen des Lebensstils, die nicht immer praktikabel sind.
Grenzen der konservativen Therapie
Trotz ihrer Vorteile in bestimmten Situationen stößt die konservative Therapie bei vielen Patienten an ihre Grenzen:
Hohe Rezidivrate
Studien zeigen, dass die Rezidivrate nach konservativer Behandlung der Schulterinstabilität zwischen 50 % und 67 % liegt. Besonders junge Patienten, die körperlich aktiv sind, oder solche, die Kontaktsportarten betreiben, sind einem hohen Risiko ausgesetzt. Selbst bei sorgfältiger Umsetzung aller konservativen Maßnahmen kann eine langfristige Stabilität oft nicht gewährleistet werden.
Begrenzte Wirksamkeit bei knöchernen Defekten
Nach einer Schulterluxation sind knöcherne Schäden an der Gelenkpfanne (Glenoid) oder dem Humeruskopf (Hill-Sachs-Läsionen) häufig. Diese Defekte spielen eine zentrale Rolle bei der Stabilität der Schulter. Wenn der Verlust der Gelenkfläche des Glenoids 13,5 % oder mehr beträgt, ist das Risiko eines Rezidivs selbst bei optimalem Muskelaufbau und Physiotherapie deutlich erhöht. Konservative Maßnahmen können solche strukturellen Schäden nicht beheben.
Unzureichende Weichteilheilung
Eine Schulterluxation führt oft zu Schäden an den stabilisierenden Weichteilen, insbesondere dem Labrum und den Bändern. Selbst bei intensiver konservativer Therapie bleibt die Heilung dieser Strukturen oft unvollständig. Die biomechanische Stabilität wird dadurch nicht vollständig wiederhergestellt.
Alter und Aktivitätsniveau als Risikofaktoren
Jüngere Patienten haben ein deutlich höheres Risiko für erneute Luxationen. Dies liegt daran, dass sie tendenziell aktiver sind und ihre Schulter im Laufe des Lebens häufiger belastet wird. Auch Hochleistungssportler und Personen mit einer allgemeinen Hyperlaxität der Gelenke sind stärker gefährdet.
Warum ist das Reluxationsrisiko bei konservativer Therapie so hoch?
Die konservative Therapie kann viele der zugrunde liegenden Probleme einer Schulterinstabilität nicht ausreichend adressieren, was zu einer hohen Rate von Rezidivluxationen führt. Hier sind die Hauptgründe:
1. Unzureichende Wiederherstellung der Gelenkstabilität
Nach einer Luxation bleibt häufig eine Schwäche oder Fehlfunktion des Labrum-Band-Komplexes zurück. Selbst wenn die Muskulatur gestärkt wird, können diese strukturellen Schäden eine erneute Luxation nicht immer verhindern. Biomechanisch betrachtet, reicht der Beitrag der dynamischen Stabilisatoren (Muskeln) allein oft nicht aus, um die Schulter stabil zu halten.
2. Vorhandensein von knöchernen Defekten
Knöcherne Defekte, wie sie oft nach wiederholten Luxationen auftreten, verringern die Stabilität der Schulter erheblich. Glenoiddefekte von mehr als 15 % oder eine off-track Hill-Sachs-Läsion erhöhen das Risiko einer erneuten Instabilität erheblich.
3. Dynamische Belastungen
In alltäglichen und sportlichen Aktivitäten wird die Schulter fortlaufend hohen Belastungen ausgesetzt. Selbst kleine biomechanische Instabilitäten können durch wiederholte Belastung zu weiteren Luxationen führen.
Wann ist eine Operation notwendig?
Wenn die konservative Therapie scheitert oder bestimmte Risikofaktoren vorliegen, sollte eine operative Stabilisierung in Betracht gezogen werden. Indikationen für eine Operation umfassen:
- Mehrfache Luxationen: Trotz konservativer Therapie bleibt die Schulter instabil.
- Signifikante knöcherne Defekte: Glenoidverlust von ≥ 15 % oder eine engaging Hill-Sachs-Läsion.
- Hohes Aktivitätsniveau: Patienten, die regelmäßig Kontaktsport betreiben oder körperlich anspruchsvolle Berufe ausüben.
- Junges Alter: Jüngere Patienten profitieren in der Regel von einer frühen operativen Intervention, um langfristige Schäden zu vermeiden.
Zu den häufig angewendeten Operationsverfahren gehören die arthroskopische Bankart-Reparatur und knöcherne Rekonstruktionen wie die Latarjet-Operation.
Fazit
Die konservative Therapie der Schulterinstabilität bietet in bestimmten Fällen, insbesondere bei erstmaliger Luxation und Fehlen signifikanter Risikofaktoren, eine sinnvolle Behandlungsoption. Ihre Grenzen werden jedoch bei Patienten mit knöchernen Defekten, wiederholten Luxationen oder hohem Aktivitätsniveau schnell sichtbar. Das hohe Risiko von Rezidivluxationen zeigt die Notwendigkeit einer genauen Patientenbewertung und einer individualisierten Behandlungsstrategie. Während die konservative Therapie eine wichtige Rolle spielt, bleibt die operative Stabilisierung für viele Patienten die erfolgversprechendste Option, um eine langfristige Schulterstabilität zu gewährleisten.
Die operative Behandlung von Schulterinstabilitäten stellt einen zentralen Aspekt in der modernen Orthopädie dar. Während konservative Maßnahmen in vielen Fällen ausreichend sind, ist bei chronischer Instabilität, wiederholten Luxationen oder signifikanten Weichteil- oder knöchernen Defekten oft ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Dieser Artikel gibt einen detaillierten Überblick über die verschiedenen operativen Verfahren, die bei Verletzungen der Weichteile und knöchernen Strukturen der Schulter zur Verfügung stehen. Zudem werden die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie die potenziellen Risiken der Eingriffe beleuchtet.
Behandlung von Weichteilverletzungen
Weichteilverletzungen spielen eine zentrale Rolle bei Schulterinstabilitäten, insbesondere bei Erstluxationen oder rezidivierenden Subluxationen. Ziel der operativen Therapie ist die Wiederherstellung der anatomischen Integrität der stabilisierenden Strukturen.
Arthroskopische Bankart-Reparatur
Die arthroskopische Bankart-Reparatur gilt als Standardverfahren zur Behandlung von Labrumverletzungen. Hierbei wird das abgerissene Labrum mit speziellen Ankern am Glenoid befestigt. Diese Technik wird besonders häufig bei jungen, aktiven Patienten eingesetzt, die nach einer Erstluxation eine anteriore Instabilität entwickelt haben.
Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der minimalinvasiven Technik, die weniger postoperative Schmerzen und eine kürzere Rehabilitationszeit im Vergleich zu offenen Operationen ermöglicht. Zudem berichten viele Patienten über eine hohe Zufriedenheit und die Möglichkeit, zu ihrem vorherigen Aktivitätsniveau zurückzukehren. Dennoch weist die Methode auch Nachteile auf: Besonders bei Patienten mit zusätzlichem knöchernen Verlust oder bei Risikofaktoren wie jungem Alter, sportlicher Aktivität und Hyperlaxität ist das Risiko für Rezidivluxationen erhöht.
Behandlung der SLAP-Läsion
Eine SLAP-Läsion (Superior Labrum Anterior to Posterior) betrifft den oberen Bereich des Labrums und ist häufig bei Überkopf-Sportlern wie Volleyball- oder Tennisspielern anzutreffen. Die arthroskopische Refixation des Labrums ist das primäre Verfahren zur Behandlung, insbesondere bei jungen Patienten mit hohen sportlichen Anforderungen. Bei älteren Patienten wird häufig eine Bizeps-Tenodese durchgeführt, bei der der lange Bizepssehnenkopf verlagert wird, um die Belastung des Labrums zu reduzieren.
Die arthroskopische Refixation bietet den Vorteil einer anatomischen Wiederherstellung und kann langfristig zu einer deutlichen Stabilisierung der Schulter führen. Allerdings erfordert sie eine lange postoperative Rehabilitation, und das Versagensrisiko ist bei älteren Patienten höher, insbesondere wenn degenerative Veränderungen vorliegen.
Rotatorenmanschetten-Reparatur
Die Rotatorenmanschette spielt eine zentrale Rolle bei der aktiven Stabilisierung der Schulter. Verletzungen in diesem Bereich, etwa durch Traumata oder degenerative Prozesse, können zu einer Instabilität führen. Die operative Behandlung erfolgt meist arthroskopisch, indem die gerissenen Sehnen am Humeruskopf refixiert werden.
Dieses Verfahren ermöglicht eine funktionelle Wiederherstellung und Linderung der Beschwerden. Allerdings besteht das Risiko, dass es bei älteren Patienten oder bei Patienten mit schlechter Gewebsqualität zu erneuten Rissen kommt. Zudem kann die postoperative Beweglichkeit der Schulter eingeschränkt sein.
Behandlung von knöchernen Läsionen
Knöcherne Defekte spielen insbesondere bei chronischer Schulterinstabilität eine entscheidende Rolle. Sie entstehen häufig infolge wiederholter Luxationen und erfordern spezifische operative Maßnahmen, um die Stabilität der Schulter wiederherzustellen.
Latarjet-Operation
Die Latarjet-Operation ist ein bewährtes Verfahren zur Behandlung von großen glenoidalen Defekten. Bei diesem Eingriff wird ein Stück des Coracoids, inklusive der daran befestigten Muskelsehnen, auf die Vorderseite des Glenoids transplantiert. Dies führt nicht nur zu einer Vergrößerung der Gelenkfläche, sondern erhöht auch die passive und dynamische Stabilität der Schulter.
Zu den Vorteilen der Latarjet-Operation gehört ihre hohe Effektivität bei Patienten mit signifikanten knöchernen Defekten. Die Methode weist zudem eine niedrige Rezidivrate auf und ist besonders bei Sportlern mit hohen Anforderungen beliebt. Allerdings birgt der Eingriff auch Risiken: Dazu gehören Nervenschäden, Infektionen sowie technische Herausforderungen, die eine erfahrene chirurgische Hand erfordern. Langfristig kann es außerdem zu biomechanischen Veränderungen kommen, die das Risiko einer Arthrose erhöhen.
Remplissage
Dieses Verfahren wird bei Hill-Sachs-Läsionen eingesetzt, einer Eindellung im Humeruskopf, die durch wiederholte Luxationen entsteht. Die Remplissage-Technik füllt die Läsion aus, indem die hintere Kapsel und die Infraspinatussehne in den Defekt genäht werden. Dadurch wird verhindert, dass der Defekt beim Bewegen des Arms im Glenoid einrastet.
Die Remplissage kann arthroskopisch durchgeführt werden und bietet eine effektive Stabilisierung der Schulter. Nachteilig ist jedoch, dass es bei Überkopfsportlern zu Einschränkungen in der Außenrotation kommen kann. Daher wird die Methode vor allem bei Patienten mit mittleren bis großen Hill-Sachs-Läsionen empfohlen.
Autologe und allogene Knochenblockverfahren
Bei sehr großen glenoidalen Defekten können Knochenblöcke aus der Beckenschaufel (autolog) oder von einem Spender (allogen) verwendet werden, um den Defekt auszugleichen. Ziel ist es, die ursprüngliche Form der Gelenkpfanne anatomisch wiederherzustellen.
Die Vorteile dieser Verfahren liegen in der präzisen Rekonstruktion des Gelenks, was besonders bei schweren Defekten wichtig ist. Allerdings sind die Eingriffe technisch anspruchsvoll und mit einer längeren Rehabilitationszeit verbunden. Zudem besteht das Risiko, dass der transplantierte Knochen resorbiert wird oder Pseudarthrosen entstehen.
Risiken und Komplikationen operativer Eingriffe
Wie bei jeder Operation bestehen auch bei Eingriffen zur Behandlung von Schulterinstabilitäten Risiken. Zu den häufigsten Komplikationen zählen Infektionen, Nervenschäden und postoperative Bewegungseinschränkungen. Besonders bei komplexen Verfahren wie der Latarjet-Operation oder Knochenblocktransplantationen ist die Erfahrung des Chirurgen entscheidend, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Langfristig kann es bei Patienten, die wiederholt Luxationen erlitten haben, zu einer Arthrose kommen. Dieses Risiko wird durch die Anzahl der Luxationen und den Grad der biomechanischen Veränderungen nach der Operation beeinflusst.
Fazit
Die operative Therapie von Schulterinstabilitäten bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die individuell auf den Patienten und die Art der Verletzung abgestimmt werden können. Während minimalinvasive Verfahren wie die arthroskopische Bankart-Reparatur bei isolierten Weichteilverletzungen gute Ergebnisse liefern, sind aufwendigere Eingriffe wie die Latarjet-Operation oder Knochenblockverfahren bei knöchernen Defekten erforderlich. Eine sorgfältige Diagnostik und die Wahl der richtigen Methode sind entscheidend, um die Funktion und Stabilität der Schulter langfristig wiederherzustellen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers, was sie jedoch anfällig für Instabilitäten macht. Diese Instabilitäten können auf Verletzungen der Weichteile oder knöcherne Defekte zurückzuführen sein, die oft nach einer Luxation oder chronischer Belastung entstehen. Eine präzise Diagnostik ist entscheidend, um die zugrunde liegende Pathologie zu identifizieren und die optimale Behandlungsstrategie festzulegen.
Klassifikation und Grundlagen der Schulterinstabilität
Schulterinstabilitäten können aufgrund von Traumata, Überbeanspruchung oder anatomischen Besonderheiten auftreten. Ein bewährtes System zur Klassifikation ist das FEDS-Klassifikationssystem (Frequency, Etiology, Direction, Severity). Es berücksichtigt die Häufigkeit der Instabilitätsepisoden (solitär, gelegentlich, häufig), ihre Ursache (traumatisch oder atraumatisch), die Richtung der Instabilität (anterior, posterior oder inferior) und den Schweregrad (Subluxation oder vollständige Luxation). Dieses System ermöglicht eine schnelle und effektive Einordnung der Symptomatik, die für die weitere Diagnostik und Therapieplanung wegweisend ist.
Häufigkeit (Frequency) | Episoden pro Jahr einmalig: 1 Episode gelegentlich: 2-5 Episoden häufig: > 5 Episoden |
Ätiologie (Etiology) | traumatisch atraumatisch |
Richtung (Direction) | nach vorne: anterior nach unten: inferior nach hinten: posterior |
Schweregrad (Severity) | Subluxation Luxation |
Bildgebung: Der Schlüssel zur Diagnostik
Die Wahl der richtigen Bildgebung ist essenziell für die Beurteilung von Schulterinstabilitäten!
Ein einfaches Röntgenbild zur Diagnostik der Pathologien, die bei einer Luxation auftreten oder eine chronische Instabilität auslösen, reicht definitiv nicht aus!
Die Kernspintomographie (MRT) bietet hervorragende Möglichkeiten, Weichteilschäden zu visualisieren und hat sich als Goldstandard etabliert.
Da neben Weichteilverletzungen auch knöcherne Läsionen verantwortlich für eine Instabilität sind, ist häufig auch eine Computertomographie (CT) empfehlenswert. Für die Darstellung knöcherner Defekte ist die Computertomographie mit 3D-Rekonstruktionen der Standard. Die 3-D Rekonstruktion ermöglicht es durch Subtraktion des Humeruskopfes die Glenoidfläche darzustellen um auch selbst geringe Knochenverluste darzustellen. Des Weiteren lässt sich auch eine Hill-Sachs Delle optimal darstellen und vermessen.
Neuere MRT-Techniken mit 3D-Sequenzen bieten vielversprechende Alternativen, insbesondere bei Patienten, die einer Strahlenbelastung durch CT ausgesetzt wären.
Zusätzlich kann die Ultraschalldiagnostik für dynamische Tests und zur Beurteilung der Rotatorenmanschette genutzt werden.
Weichteilverletzungen als Ursache der Schulterinstabilität
Die Weichteile der Schulter umfassen das Labrum, die Kapsel, die glenohumeralen Bänder und die Rotatorenmanschette. Verletzungen in diesen Strukturen führen oft zu Instabilitäten, insbesondere nach einem Trauma.
Labrum- und Kapselverletzungen sind häufige Befunde bei Patienten mit anteriore Instabilität. Eine typische Verletzung ist die Bankart-Läsion, bei der das anteroinferiore (vorne-unten) Labrum vom Glenoid (Gelenkpfanne) abreißt. Diese Läsion tritt oft nach einer Erstluxation auf.
Eine weitere häufige Pathologie ist die SLAP-Läsion (Superior Labrum Anterior to Posterior), die vor allem bei Überkopf-Sportlern wie Volleyball- oder Tennisspielern vorkommt. Die Diagnostik erfolgt primär über die Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel, die hochauflösende Bilder der Weichteilstrukturen liefert. In Zweifelsfällen oder zur Operationsplanung kann eine diagnostische Arthroskopie notwendig sein.
Dynamische Stabilitätsstörungen betreffen häufig die Rotatorenmanschette. Diese Muskeln sind entscheidend für die aktive Stabilisierung des Gelenks. Chronische Schäden in der Rotatorenmanschette, wie sie bei älteren Patienten häufiger vorkommen, können ebenfalls zu Instabilitäten beitragen.
Knöcherne Läsionen: Typen und klinische Bedeutung
Knöcherne Defekte, die durch Luxationen oder chronische Belastung entstehen, sind eine häufige Ursache für rezidivierende Schulterinstabilität. Besonders relevant sind Defekte des Glenoids und der Humeruskopf.
Glenoidale Defekte entstehen durch anteroinferiore Luxationen (Auskugelungen nach vorne-unten) bei denen ein Teil des Glenoids abgerieben wird. Solche Defekte verändern die Form der Gelenkpfanne, wodurch die Fähigkeit, den Humeruskopf zu zentrieren, abnimmt. Studien zeigen, dass Defekte von mehr als 20 % der Glenoidbreite zu einer signifikant erhöhten Rezidivrate nach alleiniger Weichteilreparatur führen. Zur genauen Beurteilung ist die Computertomographie (CT) mit 3D-Rekonstruktion der Goldstandard. Das Glenoid-Track-Konzept hilft, das Risiko für erneute Luxationen einzuschätzen, indem bewertet wird, ob der Humeruskopf innerhalb des tragenden Bereichs des Glenoids liegt.
Ein weiteres häufiges Problem ist die Hill-Sachs-Läsion, eine Eindellung im posterolateralen Humeruskopf, die bei einer Luxation entsteht. Diese Läsionen sind besonders problematisch, wenn sie mit einem Glenoiddefekt kombiniert auftreten, da sie die Stabilität des Gelenks weiter verringern. Die genaue Bewertung erfolgt ebenfalls durch CT oder MRT. Eine dynamische Beurteilung während einer Arthroskopie kann helfen, sogenannte "engaging" Läsionen zu identifizieren, bei denen der Defekt beim Bewegen des Arms im Glenoid einrastet.
Moderne Diagnostikkonzepte: On- und Off-Track-Läsionen
Ein zentraler Fortschritt in der Diagnostik von Schulterinstabilitäten ist das On- und Off-Track-Konzept. Dieses Konzept bewertet, ob eine Hill-Sachs-Läsion innerhalb (on-track) oder außerhalb (off-track) des tragenden Bereichs des Glenoids liegt. Off-Track-Läsionen haben ein erhöhtes Risiko, eine erneute Instabilität zu verursachen, und erfordern oft eine spezifische chirurgische Behandlung.
Fazit
Die Diagnostik von Schulterinstabilitäten erfordert eine präzise klinische und bildgebende Evaluation, um Weichteil- und knöcherne Läsionen genau zu charakterisieren. Konzepte wie das Glenoid-Track-Modell und die On- und Off-Track-Einteilung ermöglichen eine präzisere Vorhersage des Rezidivrisikos und eine optimierte Therapieplanung. Mit modernen diagnostischen Ansätzen können individuell angepasste Behandlungen geplant werden, die langfristig die Funktion und Stabilität der Schulter wiederherstellen.
Schulterluxationen und -instabilitäten gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen, insbesondere bei jungen, aktiven Menschen. Das Schultergelenk, bekannt für seine große Bewegungsfreiheit, ist gleichzeitig eines der instabilsten Gelenke des menschlichen Körpers. Eine einmalige Luxation kann das Risiko einer chronischen Instabilität und wiederholten Luxationen (Reluxationen) erheblich erhöhen. Studien zeigen, dass die Rate der wiederholten Luxationen bei Patienten unter 20 Jahren sogar zwischen 60 % und 90 % liegt.
Ohne eine geeignete Behandlung steigt mit jeder Luxation das Risiko für chronische Instabilität und bleibende Schäden am Gelenk.
Risiko der chronischen Instabilität und Reluxation
Das Risiko einer chronischen Instabilität hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter: Jüngere Patienten (unter 25 Jahren) haben ein höheres Risiko für wiederholte Luxationen. Dies liegt unter anderem an einer stärkeren Belastung des Gelenks und einer geringeren Bereitschaft, konservative Therapieoptionen konsequent zu verfolgen.
- Geschlecht: Männer sind häufiger betroffen, insbesondere in Verbindung mit kontaktintensiven Sportarten.
- Sportliche Betätigung: Sportarten mit hohem Risiko für Stürze oder Kollisionen (z. B. Handball, Fußball, Rugby) erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Luxation.
Mechanismen und Komplikationen
Nach einer Schulterluxation kommt es häufig zu strukturellen Schäden, wie:
- Labrumrissen (z. B. Bankart-Läsionen).
- Knochenverlust an der Glenoidpfanne oder dem Humeruskopf (Hill-Sachs-Läsionen), die das Risiko für wiederholte Instabilitäten steigern.
Die MRT Aufnahmen oben zeigen eine Bankart Läsion (Labrum-Abriss vom Glenoid). Der gelbe Pfeil markiert
das abgerissene Labrum. Der rote Pfeil markiert die Position am knöchernen Glenoid, wo es sich ursprünglich befunden hat.
Abbildung (oben) einer Hill Sachs Läsion am hinteren Oberarmkopf nach einer Schulterluxation. Die Delle im Humeruskopf (Einbruch des Kopfkalotte) ist mit dem roten Pfeil markiert.
Die Abbildungen oben zeigen eine 3-D Rekonstruktion im CT der Schulter Gelenkpfanne (Glenoid) mit einem ca. 18% Verlust an Knochen im vorderen Pfannenbereich nach mehrfachen Schulterluxationen (Auskugelungen). Die rechte Abbildung zeigt blau markiert den Bereich der eigentlich noch knöchern ausgefüllt seien sollte durch die Pfanne.
Knochenverluste spielen eine zentrale Rolle!: Bereits subkritische Defekte von nur 10–15 % Verlust der Glenoidfläche können die Stabilität signifikant beeinträchtigen und das Risiko einer Reluxation erhöhen.
Die Diagnostik dieser strukturellen Schäden ist extrem wichtig! Nur so können Folgeschäden durch eine Instabilität oder eine nochmalige Luxationen (Auskugelung) vermieden werden.
Ein einfaches Röntgenbild ist absolut nicht ausreichend um diese Schäden zu erfassen. Eine Kernspintomographie (MRT) ist immer erforderlich und in bestimmten Fällen zusätzlich noch eine Computertomographie, (CT) mit 3-D Rekonstruktion von Pfanne (Glenoid) und Kugel (Humeruskopf).
Weiterführende Informationen zur Diagnostik einer Schulterinstabilität
Prävention und Therapie
Die frühzeitige Identifikation von Risikofaktoren ist entscheidend:
- Konservative Therapie: Nach einer Erstluxationen des Schultergelenkes ohne signifikante Begleitverletzungen und bei fehlenden Risikofaktoren kann eine physiotherapeutische Behandlung oft gute Ergebnisse erzielen.
- Operative Eingriffe: Bei bestehenden Risikofaktoren und/oder bestehenden Strukturschäden sind Eingriffe wie die arthroskopische Bankart-Reparatur oder z.B. die Latarjet-Operation effektive Optionen, um die Stabilität dauerhaft zu verbessern.
Fazit und weiterführende Informationen
Schulterluxationen sind keine trivialen Verletzungen. Ihr Management erfordert eine individuell angepasste Strategie, basierend auf Alter, Aktivitätslevel und dem Ausmaß der Verletzung.
Die Diagnostik- und Therapiealgorithmen sind hoch komplex und gehören deshalb in die Hand von Schulterspezialisten..
Weitere Details zu operativen Verfahren und spezifischen Techniken finden Sie auf unserer Webseite unter den entsprechenden Fachartikeln- folgen Sie bitte den weiterführenden Links.
Diese Einführung dient als Überblick für Patienten und Interessierte. Für eine detaillierte Beratung wenden Sie sich bitte direkt an unsere Praxis.